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Yin Yoga: Yoga Nidra & innere Balance

4min Lesezeit

Erstellt am 12. Juni 2025

Erstellt am 12. Juni 2025

Michaela Tuzzolino

Michaela Tuzzolino

Durch das minutenlange Verharren in derselben Asana (Position) entsteht ein passiver Dehnvorgang. Dieser ist Teil meiner Yoga-Stunden. Dabei ermöglichen dein eigenes Körpergewicht und die Schwerkraft, dass die Meridiane sanft und passiv gedehnt werden. Bereits in der Hatha Yoga Pradipika, einer der bekanntesten klassischen Yogaschriften aus dem 16. Jahrhundert, werden Asanas beschrieben, die Yin Yoga Elemente enthalten.

Ruhiger Pfad in Indien.
Ruhiger Pfad in Indien.
Ruhiger Pfad in Indien.

Der Aspekt der Passivität, der oft mit der Mondenergie verbunden wird, zeigt sich im vertrauensvollen Loslassen und Ablegen auf der Erde. Asana bedeutet immer auch die Verbindung zur Mutter Erde.

Was ist Yin?

Wie wir wissen, bilden Yin & Yang zusammen eine untrennbare, verbindende Einheit. Yin steht für das weibliche Prinzip, die Mondin – kühl, passiv, langsam, abstrebend für die Elemente Wasser und Erde. Yang steht für das männliche Prinzip, die Elemente Sonne und Feuer: aktiv, schnell und aufstrebend.

Das Zusammenspiel dieser beiden Kräfte erfüllt den gesamten Kosmos. Doch nur am Ruhepunkt zwischen Ein- und Ausatmung kann man beide in vollkommener Harmonie erkennen.

Wirkung von Yin Yoga

Yin Yoga kann auch mit einer Akupunkturbehandlung verglichen werden. Wer dem System der Akupunktur vertraut, aber Angst vor Nadeln hat, findet hier eine wertvolle Alternative. Die drei Arten einer Yin-Yoga-Praxis am Körper – Scherung, Dehnung und Kompression – fördern den Energiefluss in den Meridianen. Diese verlaufen in weiten Teilen entlang der faszialen Ketten des Körpers.

Der Körper übernimmt für die Seele deren emotionale Belastungen aus dem Alltag. Diese Abspeicherungen zeigen sich durch Verklebungen und Verkürzungen in den faszialen Strukturen. Yin Yoga kann helfen, die myofaszialen Strukturen im Gleichgewicht zu halten und dadurch Schmerzen zu lindern sowie die Beweglichkeit zu fördern.

Auswirkung auf die emotionale Gesundheit

Auf geistiger Ebene kommen wir in Kontakt mit unserem inneren Selbst – Erinnerungen und Emotionen können auftauchen. Unser Körper ist uns freundlich gesinnt, wie ein bester Freund, der mit uns kommuniziert. In der Asana macht er uns diese Erfahrungen zugänglich.

Der Rebound – das bewusste Nachspüren – ist ein Echo des Körpers und öffnet den Weg für einen harmonischen Energiefluss. Haben wir negative emotionale Erlebnisse erfahren, zeigt sich das oft durch Symptome wie Ängste, Nervosität, depressive Verstimmungen oder Schlafstörungen. Auch nach Verlusterfahrungen – etwa beim Tod eines geliebten Menschen – wirkt eine Yin Yoga Praxis, den Trauerschmerz, der unseren Körper hart und steif werden lässt, besser zu verarbeiten.

TCM und Energiefluss

Zur Gesunderhaltung des Körpers ist es wichtig, dass die Energie frei durch die Leitbahnen (Meridiane) fliessen kann. Man kann einen Meridian mit einem Fluss vergleichen: Wenn das Wasser gleichmässig fliesst, wird die Umgebung genährt. Bei Stau oder Austrocknung dagegen entsteht Ungleichgewicht.

Fliessender Fluss symbolisiert den freien Energiefluss in den Meridianen.
Fliessender Fluss symbolisiert den freien Energiefluss in den Meridianen.
Fliessender Fluss symbolisiert den freien Energiefluss in den Meridianen.

In der chinesischen Medizin werden 71 Meridiane benannt – 14 davon gelten als besonders bedeutend. Jedes der zehn Hauptorgane ist einem dieser Meridiane zugeordnet. Durch gezielte Yin-Yoga-Asanas werden unterschiedliche Meridiane angesprochen. Das kann bei Beschwerden wie Asthma, Rückenschmerzen oder auch Depressionen tiefgreifende biopsychosoziale Heilwirkungen erzeugen. Selbst Nebenwirkungen einer Chemotherapie können gelindert werden.

Die Nieren haben in der TCM den Beinamen „Wurzel der Lebensenergie“. Sie regieren über Fortpflanzung und Wachstum, nähren den Willen, geben Knochen und Zähnen Halt – und dem Haar Fülle.

Meine Praxis

Daher ist es wichtig, sich der Dinge bewusst zu werden, die sich in unserem Inneren abspielen. Wenn wir erkennen, was uns belastet, können wir es integrieren, verarbeiten und wieder loslassen.

In meinen Lektionen erfahren die Teilnehmenden eine Verbindung zu sich selbst – sie erspüren die natürliche Ordnung und ihre Anbindung an den Makrokosmos. Wir kommen an, halten inne und lassen uns vertrauensvoll über unseren natürlichen Atemfluss tief sinken.

Es geht nicht um Leistung. Die Teilnehmer:innen verlieren jeglichen Leistungsanspruch und erfahren die gefühlten Momente.

Das Gefühl ist die erste Strasse zur Wahrheit.
Das Herz hat Beweggründe. die der Verstand nicht versteht.

Porträt von Michaela Tuzzolino.

Beschäftigt

Yoga

Schiers